Fallbeispiele

 

 

Um Ihnen einen kleinen Einblick in meine innere Haltung zugeben, die sich durch meine Herangehensweise an problematische Situationen zeigt, hier einige Fallbeispiele mit Lösungsansätzen.

Die Fälle können hier natürlich nur kurz umrissen werden. Es liegt die ausdrückliche Erlaubnis vor, Beispiele hier zu veröffentlichen.

Fallbeispiel

Uschi (51) kommt in die Beratung. Es geht um einen Konflikt mit Ihrer 3 Jahre älteren Schwester Maxi. Die Schwestern haben seit Jahren keinen Kontakt miteinander. Schon in ihrer Kindheit war das Verhältnis der Schwestern schwierig.
Die Mutter berichtet Uschi, dass Ihre Schwester Maxi sich sehr negativ und beleidigend über die berufliche Entwicklung ihrer Schwester Uschi geäußert habe.

Die Fragen von Uschi: „Warum reagiere ich emotional so heftig auf die Worte meiner Schwester? Wie kann ich mit dieser Situation umgehen und was zeigt mir das?"

1. Warum erlebt Uschi den Brief ihrer Schwester als massiven Angriff?
2. Was zeigt die Zugehörigkeit zum gleichen Familien-System?
3. Welchen wunden Punkt hat Maxi bei Ihrer Schwester angerührt?
4. Was kann Uschi diese Konfrontation zeigen?
5. Wie geht es weiter?

Kurzer Abriss des gemeinsamen Lösungsweges:

1. Uschi beschreibt Gedanken und Gefühle, welche die Aussagen Ihrer Schwester hervorrufen. Sie erlebt Wut und Unverständnis. In der Vergangenheit konnte sie ähnliche Situationen nur mit Gegenangriff beantworten, was eine Spirale der Destruktivität nach sich zog. Sie wollte das nicht mehr und brach vor Jahren den Kontakt zu ihrer Schwester ab. Uschi hatte intuitiv gemerkt, dass irgendetwas in der Beziehung nicht stimmte, konnte aber nie richtig benennen was es war.
Ungeklärte Dinge suchen sich immer den Weg ans Tageslicht und so war es nur eine Frage der Zeit, wann der schwelende Konflikt wieder aufbrach.

2. Uschis und Maxis starke Bindung an das Familiensystem wurde anhand einer Aufstellung sichtbar. Der Platz, den beide Schwestern im System einnehmen, konnte von Uschi klar erkannt werden. Hierzu wurden auch Mutter, Vater und die jüngere Schwester einbezogen. Schon in der frühen Kindheit erlebte Uschi die massive Aggression der Schwester gegen sie. Die Glaubenssätze die sie dadurch verinnerlichte waren: „Ich bin nichts wert“, „Ich habe keinen Platz im Familiensystem“, Ich muss alles tun, damit ich geduldet werde“, „Ich habe keine Daseins- oder Lebensberechtigung“.

3. Mit den Aussagen  der Schwester wurden diese Glaubenssätze reaktiviert.
Diese Glaubenssätze begleiten und beeinflussen Uschis Leben bis heute (immerhin 51 Jahre!).

4. Uschi erkennt anhand dieser Glaubenssätze/Einstellungen den roten Faden ihres Lebens. Wie beispielsweise: Ihre starken Bedürfnisse „dazugehören“ zu wollen und somit immer lieb (angepasst) zu sein, sich nicht abgrenzen zu können, trotz Hochschulabschluss ihren „Selbstwert“ nicht zu spüren und leben zu können. Uschi gelangt zu dem Verständnis, dass sie ihre Glaubenssätze annehmen und umgestalten kann.

5. Sie erfährt die in der Vergangenheit erlebten Kränkungen in einem anderen Licht zu sehen und loszulassen. Den heutigen "Angriff" der Schwester kann sie als Lernaufgabe, „Wink mit dem Zaunpfahl“, erkennen. Sie beginnt ihre Muster zu überdenken und zu verändern.
Sie ist somit in der Lage den Angriff getrennt von der Person zu sehen und als Chance ihres inneren Wachstums zu erkennen. Diese Muster hätten genauso gut von einer anderen Person/Situation aktiviert werden können z.B. einen Arbeitskollegen oder Chef. Sie kann nun ihre Schwester wahrnehmen als Statistin in dem Lebensfilm, den sie selbst gewählt hat.
Der Weg, den Uschi gemeinsam mit mir entwickelte ist der Weg der Akzeptanz für ihren Lebensweg, die persönliche Weiterentwicklung und der Vergebung der Schwester. Uschi entscheidet sich zwar, den Kontakt zu ihrer Schwester nicht aufzunehmen, aber in Liebe und Verbundenheit und Dankbarkeit an sie zu denken und ihren Weg um so mutiger weiterzugehen.

Uschi und ich gehen zuversichtlich auseinander mit einen Gefühl besseren Verständnisses und des inneren Friedens.

 


Nachtrag:
Vielleicht fragen Sie sich nun, warum wir uns im Fallbeispiel nicht eingehender mit der Schwester Maxi beschäftigt haben? Wir hätten ja auch Maxis Verhalten ergründen können. Aber hätte das Uschi weiter gebracht?
Maxi muss sich ihre Themen selbst bewusst machen und sie bearbeiten. Uschi kann ihre Schwester und deren Sichtweisen nicht verändern – wohl aber ihre Eigenen.

Wäre in unserem Gespräch die „böse Schwester“ das Thema gewesen, dann wäre dies nur die Suche nach einem Schuldigen im Außen gewesen.
Wenn es nicht die Schwester gewesen wäre, dann wäre es eine andere Person oder Situation gewesen, die Uschi erneut in die Opferrolle gebracht hätte.
Ohne sich bewusst ihren inneren „Glaubenssätze“ zu stellen, hätte sie ihre altbekannten Sicht- und Handlungsweisen nicht verändern können.

Es geht mir in Gesprächen darum, diesen Opfer-Täter-Mechanismus aufzudecken und bewusst zu machen. Nur durch das Erkennen der eigenen inneren Muster, sind wir in der Lage, Situationen anders als bisher zu sehen.
Die Projektion der eigenen Unzulänglichkeiten von Maxi auf Uschi war nicht das Thema um das es hier eigentlich geht – wohl aber was diese Projektion bei Uschi zum Klingen brachte und warum Uschi diese Situation erlebt. Was bedeutet, das auch Uschi, Ihre Themen auf Maxi projiziert hat.
Wir alle haben gelernt: Situationen, die ich erlebe, haben eine vermeintliche Ursache im Außen und dafür muss ein Schuldiger gesucht werden. Dieser muss dann bestraft werden, den ich bin das „Opfer“ und der Andere ist der „Täter“.
Diese Spirale der Negativität und Destruktivität gilt es zu unterbrechen. Sie führt in die falsche Richtung.

Es muss einen anderen Weg geben.

Indem wir diesen Opfer-Täter-Mechanismus erkennen, nähern wir uns unserem Lebens-Lern-Thema. Wenn wir bereit sind unsere eigenen Projektionen zu hinterfragen und aufzugeben, können wir immer öfter einen Zustand des inneren Friedens erreichen. Dann ist es möglich dem Anderen (dem vermeintlichen Angreifer, dem „Täter“, der Schwester) zu vergeben um in den eigenen Frieden zu kommen.

Aber Vorsicht: Ab jetzt übernehmen SIE selbst die Verantwortung für Ihr Leben!

Wenn Sie in scheinbar aussichtslosen Situationen feststecken, fragen Sie sich: Will ich Recht haben oder glücklich sein?
Vielleicht ist es Ihnen dann immer öfter möglich eine neue Sichtweise und einen neuen Weg in die Eigenverantwortlichkeit zu finden.

 


Hierzu noch ein paar Worte aus: “Durch Begegnungen wachsen“, und „Für die Freude entscheiden“ Kay Pollack

Schwere Begegnungen

Ich sehe die Arroganz,
mit der du gelernt hast, dich zu schützen
um deine Angst zu verbergen.
Sie ist ein Ruf nach Liebe.

Ich sehe die Ironie,
mit der du gelernt hast, dich zu schützen
um deine Angst zu verbergen.
Sie ist ein Ruf nach Liebe.

Ich sehe die doppelte Botschaft,
mit der du gelernt hast, dich zu schützen
um deine Angst zu verbergen.
Sie ist ein Ruf nach Liebe.
Ich sehe die Härte und Kälte,
mit der du gelernt hast, dich zu schützen
um deine Angst zu verbergen.
Sie ist ein Flehen nach Liebe.

Ich sehe die Pedanterie, die Ordnung, den Zwang
mit der du gelernt hast, dich zu schützen
um das Chaos zu überwinden
und deine Angst zu bekämpfen.
Sie ist ein Ruf nach Liebe.

Ich sehe das Schweigen, die Stille, die Apathie, die Lähmung,
all das "Falsche", mit dem du dich umgibst,
vermutlich von Kindesbeinen an,
um unzählige schwere und erniedrigende Situationen zu überstehen.
Auch damit hast du gelernt, dich zu schützen
um deine Angst zu verbergen.
Sie ist ein Ruf nach Liebe.

Meine Aufgabe ist es diesen Ruf zu erkennen.
Ich übe mich darin, diesen Ruf nicht zu verachten, nicht anzugreifen
oder lächerlich zu machen - wenn ich ihn erkenne und ihn außerhalb von mir begegne....


Es gibt nur 2 Grundgefühle - das eine ist Angst und das andere ist Liebe.
Entweder entscheide ich mich für die Angst oder für die Liebe.
Eine dritte Möglichkeit gibt es nicht.
Es gibt nur zwei Möglichkeiten "meine" Welt zu sehen.
Die eine basiert auf Angst - die andere auf Liebe.
Und diese zwei "vermischen sich nie".
Entweder lasse ich mich in meinem Verhalten von der Angst oder von der Liebe leiten.
Eine dritte Möglichkeit gibt es nicht.
Es gibt nur zwei Möglichkeiten, sich gegenüber anderen Menschen zu verhalten.
Die eine basiert auf Angst - die andere auf Liebe.
Und diese zwei "vermischen sich nicht"


(Das Wort Angst/Liebe ist ein Synonym für viele Gefühle. Sie können diese Worte mit Wut oder Hass/ Zuneigung oder Verständnis ersetzen).